Ich habe es heute geschafft, das Buch „Kaltblütig“ endlich fertig zu lesen. Oh mann, das waren die längsten 20 – 30 Seiten.. hilfe!
Ich dachte, das Buch wird verfilmt, Kritik ist ziemlich positiv und sogar der Schauspieler Philip Seymour Hoffmann hat einen Oskar bekommen. Warum nicht! Zufällig gab es das Buch ziemlich günstig zu kaufen. Also nichts wie kaufen und los. Tja, wo soll ich nun anfangen.
Die Geschichte ist klar. Es gibt zwei Mörder und 4 Tote. Die Mörder werden irgendwann geschnappt und erzählen dann ihre Geschichte. Ok. Das ist in Ordnung. Nur die Erzählweise ist so irritierend und ungewohnt, dass ich Schwierigkeiten hatte mich in dieser Geschichte hinein zu versetzen. Als Leser bekommt man verschiedene Perspektiven zu sehen (die Familie, die bald ermordet wird; die Mörder; die K.B.I. Agenten..). Das ist spannend aber so distanziert. Ich kam mir vor wie ein Zuschauer, der nichts empfinden darf oder soll… wie in eine Glaskugel, die über das Geschehen schwebte. Somit war es für mich unmöglich Mitleid oder Verständnis oder sogar Wut und Ungerechtigkeit zu empfinden. Das finde ich sehr schade.
Meine Meinung nach wird schnell erkennbar, dass der Autor die Mörder irgendwie favorisiert. Sie werden anders präsentiert. Mehr ausführlicher, die Gestiken, ihr Empfinden.. einfach alles. Soviel hat man über A. Dewey nicht erfahren. Auch die Verfolgung und die Verhaftung werden erwähnt, aber nur sehr bescheiden und sehr kurz. Es wirkt nicht sehr stimmig und nicht sehr fair. Ich hatte auch das Gefühl T. Capote wollte, dass der Leser Hoffnung und vielleicht sogar Verständnis für die Tat und Täter empfindet.
In der Gerichtsverhandlung werden pyschiatrische Gutachten von Perry und Dick erstellt. Da nutzt T. Capote die Gelegenheit sehr detailliert in die Pysche der Mörder (nicht nur von Perry und Dick, nein, sogar von 3 oder 4 anderen Mörder) hineinzusehen und über 2 Seiten eine Erklärung für das Warum niederzulegen. Es kommt mir sogar vor wie eine Rechenschaft! „Sie haben sich so verhalten, weil es keine andere Möglichkeit oder Ausweg gab.“ So ein Bullshit. Ich habe mich so geärgert und wollte das Buch in die Ecke schmeissen, weil mich sowas nicht interessiert bzw. ich lasse mich nicht gerne manipulieren. Diese Ausschweifung passt auch nicht wirklich in die Geschichte rein. So genau und auf das Kleinste bedacht. Die Geschichte an sich ist aber eher oberflächlich bis grob detailliert erzählt. Was soll das?
Auch der Schluss ist merkwürdig. T. Capote beginnt über andere Mörder wie York und Lamath zu berichten und was sie getan haben. Was soll das? Wieso lenkt T. Capote seine Aufmerksamkeit auf solche Typen und auf ihre Geschichten? Soll der Leser aufschreien und sagen, oh man die arme Kerle. Sie können nicht anders. Wir müssen sie „retten“ bzw. Verständnis aufbringen. Nein!!
Am Schluss wird komischerweise sehr viel von Dick bzw. aus seiner Perspektive erzählt. Es wundert mich, da ich gelesen habe, dass T. Capote sich für Perry interessierte. Perry wird kaum erwähnt bzw. nur aus Sicht von Dick und diese ist nicht gerade positiv. Klar, die Sätze über Dewey, wie er Perry bei der Hinrichtung zusieht und „irgendwas“ empfindet.. ich denke das ist rein T. Capote´s Empfindungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein K.B.I Agent solche Gefühle hegt bzw. so rücksichtsvoll und tolerant wäre.
Für mich hat das Buch einen üblen Nachgeschmack hinterlassen. Ich denke nicht, dass ich mir den Film anschauen werde, da ich das Buch einfach nicht gut finde. Ich würde den Film von vorherein keine Chance geben. Meine Bewertung: ausreichend.
Über diesen Artikel
Author: Jessi
Veröffentlicht: 1. September 2006
Kategorie: Unterhalten werden
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