Stell dir vor du wachst auf und es ist Umzug. Das kann einen schon mal aus der Bahn werfen. Okay, ganz so unerwartet kam dieser Tag dann doch nicht. Wie das bei Familie Weber so üblich, wird natürlich alles auf den letzten Drücker erledigt. Bis zum Abholen des Mietwagens an diesem Morgen wissen wir immer noch nicht, wie groß der eigentlich sein wird. Geordert haben wir zwar einen 15 Kubikmeter-Transporter, beim Buchbinder in Mainz sind aber nur die 11 Kubikmeter-Transporter angemeldet. Das muß man nicht verstehen. Das Einpacken der Klamotten und Abbauen der alten Möbel erledigen wir den Abend vorher im Eilverfahren. Zum Glück sind unsere Mitbewohner scheinbar über Nacht weg, so dass wir von ihnen auch nicht gestört werden als wir um kurz nach 23 Uhr noch geräuschvoll Schränke demontieren. Klappern gehört zwar bekanntlich zum Handwerk, kann aber auch nicht verhindern, dass wir nicht fertig werden. Vielleicht hätte man doch schon, sagen wir mal, zwei Stunden früher mit Abbauen anfangen sollen.
Der Umzugs-Morgen beginnt dementsprechend früh. Um sechs ist die Nacht zu Ende. Aufstehen, weiter packen, schon mal was ins Auto schmeissen, nach Kiedrich fahren, ausladen, zur Bank fahren und für alle Fälle Bargeld holen, zum Buchbinder, den Mietwagen abholen, wieder nach Mittelheim und dann endlich anfangen mit einladen. Für neun Uhr sind eine sorgfältig, handselektierte Anzahl Leute mit dem Privileg bedacht worden uns zu helfen. Es wären vermutlich auch noch mehr geworden, wenn der Rest nicht gerade Urlaub auf Balkonien gemacht, sich das Gehirn gezerrt oder die Pauschalreise zum Mars angetreten hätte.
Pünktlich um 9:30 trudelt dann auch der Erste ein, während die anderen sich noch ein wenig in ihren pfadfinderischen Fähigkeiten üben. *grummel*. Das fängt ja gut an. Ein Zeichen! Wo bleiben die dunklen Wolken, das Grummeln, der biblische Regen? Vielleicht doch besser die Arche Noah beim Buchbinder geordert? Es soll aber auch Tage geben, an denen nicht alles schief läuft. Dies ist so einer. Nach diesen anfänglichen Startschwierigkeiten geht der Rest zwar nicht ohne Anstrengung aber reibungslos über die Bühne.
Georg leistet beim Beladen des Transporters ganze Arbeit so dass nur wenige Kubikzentimeter frei bleiben. Die Tür geht gerade noch zu. Waren wir mit Georg, Pierre und Tanja beim Einladen noch ein wenig unterbesetzt, wird es in Kiedrich besser. Dort warten schon meine Eltern, und mein Bruder mit Freundin. Jess übernimmt die Rolle des Regisseurs. In dieser Position ist sie natürlich fein raus, da sie eigentlich nur noch mit den Armen wedeln muss.
Die Mudder stellt neben ihrer Arbeitskraft auch gleich noch die Verpflegung bereit. Es gibt kalte Schnitzel, Mexiko-Salat und Fladenbrot. Lecker. Während wir alle nach dem Ausladen der ersten Befüllung im Wohnzimmer uns die Bäuche vollschlagen, ist der Vadder voller Begeisterung schon im Schlafzimmer am Schränke aufbauen und auch nicht davon wegzubekommen. Und Gott ist mein Zeuge, wir haben es wirklich versucht!
Mit der zweiten Ladung räumen wir Jess‘ Zeug aus der Garage meiner Eltern. Das stand da schon seit Ende April, als wir ihre alte Wohnung geräumt hatten. Man glaubt ja gar nicht wieviele grosse Spinnen sich auf so einer Couch breit machen können… aber ich schweife ab. Die Hoffnung meiner Eltern, die Garage nach dem Umzug wieder für solch banale Dinge wie etwa „Auto abstellen“ zu benutzen werden zunichte gemacht, als Jess und ich ihnen erzählen, dass wir den Sperrmüll erstmal drinne lassen werden und sich dazu auch noch der Sperrmüll aus meiner alten Wohnung gesellen wird. *dummdiedumm*
Auch nach dieser Fuhre wird schnell noch mal Essen eingefahren. Sagte ich es schon? Lecker. Die dritte Tour wird dann wieder aus Mittelheim geladen. Dort stehen eigentlich nur noch sperrige Sachen rum. Die Wohnung macht nun schon einen recht leeren Eindruck. Pierre sieht sich veranlasst, mit mir eine Wette einzugehen. Er ist der Meinung, dass das alles nicht in den Lieferwagen passt. Ich halte beim Einsatz von der Bezahlung eines Monats Onlinespiel des Gewinners Wahl dagegen. Es wird wieder meines Erwartens verdammt knapp. Aber irgendwie schaffen wir es doch. Weil Pierre ein alter Wortklauber ist und wir zur Sicherheit so empfindliche Dinge wie das TFT-Display bei ihm im Corsa verladen haben, ist er der Meinung die Wette gewonnen zu haben. Nach ein wenig Diskutiererei beschliessen wir beide, die Wette zu annulieren. Das ist dann wohl die Salomonische Lösung.
Nachdem mein Bruder und seine Freundin schon früh weg sind, machen dann um 17 Uhr auch Georg, Pierre und Tanja den Abflug, nicht ohne zuvor die Möbel und Klamotten alle auszuladen und schnell noch einen Happen zu Essen. Hmm, lecker! Das ganze Gerümpel beansprucht nun einen Grossteil des Gästezimmers und der Küche. Das Schlafzimmer sieht dank des Einsatzes vom Vadder schon richtig fluschig aus. Wohnzimmer und Flur befinden sich dagegen noch in der Wiederaufbauphase. Das Arbeitszimmer ist noch gänzlich unerschlossen. Hier wartet noch viel Arbeit. Eins hat die Wohnung meiner letzten jetzt schon voraus: Im Bad hängen schon zum ersten Tag Spiegel, Hängeschränke und Licht. Meine alte Wohnung hatte dazu 3 Jahre benötigt.