Ein altersschwacher Gaul
Am Morgen nach dem Auschecken erschreckt uns der Blick unter unser Auto. Obwohl Sancho erst 7000 Meilen auf dem Buckel hat, plagen ihn schon Inkontinenz und Blasenschwäche. Eine unübersehbare Pfütze einer nicht identifizierten Flüssigkeit erstreckt sich unter seinem Motor. Die Geschmacksprobe lässt vermuten, dass es sich weder um Urin noch um Öl oder Benzin handelt. Wir füllen das Kühlwasser aus unserem unerschöpflichen Vorrat an destiliertem Wasser auf, welches seit Death Valley in Sanchos Kofferraum vor sich hinfault und beschließen, dass wir diesem Zwischenfall keine weitere Aufmerksamkeit schenken, da wir sowieso nur noch wenige 100 Meilen vor uns haben.
Santa Claus is coming to town
Heute werden wir also, so Gott will, an den Ausgangspunkt unserer kleinen Rundfahrt zurückkehren. Schon heute Abend wird Sancho wieder in seinem Heimatstall stehen, zusammen mit seinen Kollegen, um wahscheinlich bereits morgen an die nächsten Irren weitervermietet zu werden. Uns doch egal. Bevor wir jedoch wieder in L.A. eintreffen, kommen wir an der "Santa Claus Lane" vorbei, einer Parkplatzbucht von der uns ein überdimesionierter Nikolaus zuwinkt. Bevor wir in die Stadt in das Sheraton-Hotel zurückkehren, wollen wir noch den Mulholland Drive befahren, welcher übrigens verfilmt wurde. Im Gegensatz zum ziemlich grottigen Film, für den Ihr nicht zwei Stunden Eures kostbaren Lebens investieren solltet, handelt es sich hier um ein wirklich anschauliches Stück Amerika. Die "Scenic Road" verläuft im Norden L.A.’s, in ost-westliche Richtung und bietet einen Blick über die ganze Stadt sowie auf die Villen der Reichen & Schönen.
Hier ist Dea, hier tanken sie auf!
Irgendwie haben wir die Entfernungen heute ein wenig unterschätz und auch der Mulholland Drive selbst ist länger als geplant – uns geht so langsam der Sprit aus. Die Anzeigenadel liegt schon auf dem Begrenzungsstift der Tankanzeige, im Tank bildet sich langsam aber sicher ein Vakuum. Noch ein paar Meilen und er implodiert. Leider ist keine Tankstelle in Sicht. Aus Angst wir könnten liegen bleiben würden wir gerne an abschüssigen Straßen auskuppeln, doch wir haben keine Kupplung. Der trotzdem unternommene Versuch scheitert kläglich und bringt uns in 1,9 Sekunden von 50 km/h auf 0. Der letzte Tropfen Benzin ist verbraucht, als wir mit absterbendem Motor eine rettende Zapfsäule erreichen. Wir brauchen "Schiprit" – Geld spielt keine Rolle.
Eye Witness Video – live
Nachdem Sanchos Durst gestillt ist, stellen wir fest, dass wir noch einiges an Zeit übrig haben und beschließen noch einmal über den Hollywood Boulevard zu fahren um den Walk of Fame, das Mann’s Chinese Theater und das Hard Rock Café L.A. zu besichtigen. Die Fahrt führt uns einmal über den kompletten Boulevard in Richtung Westen und – weil wir offensichtlich das Chinese Theater übersehen haben – wieder zurück. Da wir noch jede Menge Band in der Videokamera haben, entsteht an dieser Stelle ein Dokument des Schreckens. Der Reisekoller hat seinen Höhepunkt erreicht und die Rush Hour tut ihr übriges dazu, dass wir so langsam in unserem Auto durchdrehen. Auf der Suche nach dem verdammten Chinese Theater lassen wir sämtliche Kalauer und Running Gags der letzten 14 Tage Revue passieren. Die dabei entstandenen Bild und Ton Dokumente wollte uns jedoch bis heute kein Filmstudio abkaufen. Spätestens zurück im Hotel, nachdem wir Sancho bei Alamos abgegeben haben, wird uns klar, dass wir dringend wieder nach Hause müssen. Noch ein paar Tage länger in diesem Land und wir hätten Langzeitschäden davon getragen.