"Hallo, es ist Tag 1 nach dem längsten Tag meines Lebens" Georg im Monolog mit seiner Videokamera
Jetlag bedingt sind wir heute (und an allen folgenden Tagen) bereits um 7 Uhr auf den Beinen. Bevor es richtig losgeht haben wir noch ein Date mit einer netten Dame von ‚DerTour‘, die uns unsere Hotel-Vouchers für den Rest der Reise übergibt und noch mit reichlich mehr oder weniger nützlichen Tipps um sich wirft. Die wichtigsten Infos sind, 20% Trinkgeld zu geben und wenn uns die Cops anhalten NICHT auszusteigen, sondern die Hände am Lenkrad zu lassen. Wir finden das eine gute Idee und fühlen uns nun Fit für den Wilden Westen, sind dabei aber noch am Diskutieren, ob man beide Tipps kombinieren sollte.
Parken für Fortgeschrittene
Wir satteln unseren Gaul Sancho (aka NISSAN) um zunächst in Richtung Pazifik-Küste zu reiten. Dort wollen wir die aus Funk und Fehrnsehen bekannten Strände besichtigen. Stau ist quasi nicht vorhanden, was für eine Region mit 15 Millionen Menschen doch verwundert. Unbehindert erreichen wir Santa Monica und dort den ‚Venice Beach‘. Auf der Suche nach einem günstigen Parkplatz fahren wir in irgendein Wohngebiet, in dem wir nach mehreren erfolglosen Versuchen endlich eine Straße finden, in der fast gar kein Auto steht. Der Strand ist nur einen Hundehaufen entfernt. Wir haben die Karre schon abgeschlossen, als uns ein Schild auffällt "Anwohnerparken – Parken nur mit Parkausweis". Als wir schon fast wieder auf dem Rückzug sind, spricht uns von der Eingangstür eines Hauses eine nette junge Frau an und leiht uns, ohne das wir darum gebeten hätten, ihren Parkausweis. Wir sind völlig perplex ob dieser unerwarteten Freundlichkeit und nehmen das Angebot dankend an. Da soll noch mal einer behaupten Amis wären nicht nett.
Baywatch und andere Merkwürdigkeiten
Der Strand ist der absolute Hammer. Weißer Sand soweit das Auge reicht, kaum Leute und das bei bestem Wetter. Das Wasser ist im Vergleich zur Luft und der gefühlten Aussentemperatur allerdings eiskalt, weshalb die wenigen Surfer auch alle Neopren-Anzüge anhaben. Etwa einen Kilometer entfernt entdecken wir den Santa Monica Pier, auf der ein kompletter Vergnügungspark samt Achterbahn und Riesenrad aufgebaut ist – Willkommen in Amerika! Wir halten uns eine Zeit lang auf der Pier auf und nehmen dort ein leckers und ebenso teueres Frühstück zu uns. Merkwürdige Leute gibt es hier – Achtung Wortspiel – wie Sand am Meer. Die Highlights: 3.Platz) Ein paar fast noch normal anmutende, mit nacktem Oberkörper rumrennende, aufgepumpte Bodybuilder am Muscle Beach. 2. Platz) Ein seltsamer Typ, der offensichtlich irgendetwas verloren hat – jedenfalls ’scannt‘ er den Strand mit einem Metalldetektor. Und *Fanfare* der 1. Platz) Ein zerzauster schwankender Alt-Hippie auf einem vollgepackten, neuen Mountainbike mit einem aufgeschnallten Ghettoblaster aus dem "Turn, turn, turn" von "The Byrds" dröhnt.
Der Prinz von Bel Air oder doch eher Beverly Hills 90210?
Nachdem wir das Parkticket der netten und gar nicht merkwürdigen Frau zurückgegeben haben, machen wir uns auf den Weg Richtung Hollywood. Dort wollen wir das wohl berühmteste Millionärs-Viertel L.A.’s besichtigen und nebenbei natürlich entdeckt werden. Nach einiger Zeit finden wir uns auch wieder inmitten riesiger Villen mit Grundstücken epischen Ausmaßes und Garagen so gross wie den Häusern unserer Eltern. Vor lauter Staunen verlieren wir vollkommen die Orientierung. Georg: "Ist das Bel Air oder Beverly Hills?" Sören: "Keine Ahnung wo wir hier sind, aber es sieht cool aus." In den Hollywood Hills, haben wir einen spektakulären Blick auf den, aus dem Vorspann von "Ein Colt für alle Fälle" (und nur von dort) bekannten, HOLLYWOOD Schriftzug und dem unter einer Smog-Dunstglocke verschwindenden Rest der Stadt.
Dem Wahnsinn so nah
Unterwegs kommen wir am Getty-Center vorbei. Sören: "Hier sehen Sie das Getty-Center mit Kunstsammlungen von 1600 Tobak bis 2001 – und wir werden es nicht besuchen." Ungeahnt eröffnen wir eine neue Running-Gag-Serie als wir im Stau an einem Baustellenarbeiter vorbei kommen, der mit seinem Wimpel verzweifelt versucht den Verkehr zu regulieren. Willkommen bei "Die beschissensten Jobs Amerikas!" Heute: Baustellenwimpelwedler. Und wo wir gerade von Gags reden: Das Radio ist voll von verschwundenen Chandra Levys, einarmigen Kindern, schlechten Radiotrailern, die einem "the best music north of Hollywood Boulvard" versprechen und natürlich Werbung. Kunde: "Dan, was kostet mich das?" Dan: "Das kostet dich nur 9.99 und wenn du diesen toten Waschbären jetzt kaufst, bekommst du den zweiten gratis dazu". Kunde (zum Publikum): "Das ist ja einfach unglaublich. Wie machen die das?". Das fragen wir uns allerdings auch…
Happy Gilmore im Toblerone-Land
L.A. kehren wir mittags den Rücken, denn so toll ist es nun wirklich nicht. Über Freeway 10 geht es zu unserem Tagesziel Palm Springs in der Hoffnung, dass dort vielleicht das Radioprogramm besser ist. Unterwegs machen wir eine kurze Pause an einer Raststätte auf der zwei niedliche, künstliche Dinos (die echten sind übrigens schon lange ausgestorben) in Originalgröße stehen. Spontan fahren wir Abends in Palm Springs mit der Seilbahn auf den naheliegenden Mount Jacinto, die uns von 148 Meter über NN auf 3293 Meter bringt. Das resultiert in einen Temperaturunterschied von ca. 20 Grad. Hier oben hat’s mal eben Frühlingstemperatur während unten quälende 45 Grad im nicht vorhandenen Schatten vorherrschen. Man hat einen höllisch guten Blick über Palm Springs und andere Städte der Umgebung, die aber leider im immer noch vorherrschenden Smog von L.A. versinken. Sogar ein paar der 130 Golfplätze, die es in diesem Teil der Wüste geben soll, sind ausmachen.